Archiv der Kategorie: Allgemein

Empörung mal anders

Dies ist mein erster Blog-Eintrag aus Japan. Es hat eine Weile gedauert, aber sich auf eine fremde Kultur einzulassen braucht eben seine Zeit. Obwohl… fremd passt nicht ganz.

Anders trifft es eher. Und anders ist hier vieles. Vor allem: ich. Hier bin ich diejenige, die anders aussieht, sich anders verhält und deshalb werde ich auch schon mal angestarrt. Und oft zu Recht. Im „Fettnäpfchenführer Japan“, mit dem schönen Untertitel „Die Axt im Chrysanthemenwald“, tritt Herr Hoffmann aus Flensburg in 51 solcher Näpfchen. Und das ein oder andere davon habe auch ich schon mitgenommen. Obwohl die Menschen hier dann eher höflich bis betreten weg- als hinsehen. Angestarrt werde ich meistens einfach, weil ich anders aussehe. Das ist zwar gewöhnungsbedürftig, aber es stört mich kaum noch. Und ich denke, dass ein sehr dunkelhäutiger Mann in einem bayrischen Dorf auch angestarrt wird, selbst wenn er Nelson Müller heißt und fließend Deutsch spricht. Vielleicht sogar gerade dann. Empörung mal anders weiterlesen

Angst

Ich sitze im Zug und sehe aus dem Fenster. Rauch steigt auf. Aus einem Riesenschornstein. Wo bin ich hier? Keine Ahnung. Jedenfalls (noch) irgendwo in Berlin.

Und ich denke: Es brennt. Jetzt auch in Berlin. Metaphorisch und wörtlich. Angeblich konnte man die Rauchsäule über der halben Stadt sehen, als die Turnhalle neben dem Asylheim angesteckt worden war. Ein Teil meines Verstandes weigert sich, das anzuerkennen. Nicht hier, nicht bei uns. Angst weiterlesen

Bachtin, Tucholsky und ich

Oder: Sind wir nicht alle ein bisschen amö?

Kürzlich hatte ich eine Buchparty, sozusagen eine Party zur Geburt meiner Doktorarbeit. Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen Anwesenden für die lebhafte Diskussion bedanken und bei den Besitzern der Tucholsky Buchhandlung für die Räumlichkeit, in der das ganze stattfand. Kurt Tucholsky und Michail Bachtin. Eigentlich passen die beiden ganz gut zusammen. Bachtin mit seinen schwarzen „Kladden“, und Tucholsky mit seinem „Sudelbuch“. Und ich, die ich jetzt diesen Blogeintrag schreibe.

Vor allem aber: zwei liebenswerte Querulanten.

Während der Vorbereitungen für die Party fiel einmal das Wort „strange“. Bachtin, Tucholsky und ich weiterlesen

Wie kaufe ich mir einen Doktortitel?

Ein Crash-Kurs in 10 Schritten

Den Doktortitel kaufen? Da denken wir an Personen des öffentlichen Lebens, die die harte Arbeit anderer als eigene ausgaben. Aber nein, mein Fall ist ganz anders. Erstens habe ich Philosophie studiert. Das ist nichts für pragmatische Menschen, die ihre Adelstitel aus politischem Kalkül um einen Doktortitel erweitern wollen. Da ist Jura besser geeignet. Zweitens sage ich ganz offen: Ich habe meinen Doktortitel gekauft. Noch nicht ganz, aber fast. Im Folgenden ein paar Tipps für die, die es mir nachtun möchten.

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Träume

Als ich einem sogenannten Tagtraum nachhänge, fällt mir das Titelthema wieder ein, das der SPIEGEL kürzlich hatte: „Nachts im Gehirn. Warum wir träumen“. Was mir einfiel war nicht der interessantere Teil über das Klarträumen (wenn wir wissen, dass wir träumen und die Handlung teilweise steuern können) und die Möglichkeiten, die das provozierte Klarträumen in der Therapie von Trauma-Opfern bietet. Nein, es war das scheinbar unwichtigere, das, was nicht ganz neu war. Die Frage, ob Träume etwas bedeuten oder nicht. Dort gebe es zwei Lager: Die einen suchen nach einem „verborgenen Sinn in Träumen, die anderen halten sie für das Nebenprodukt unwillkürlicher Hirnsignale – ein wildes Funken der Neuronen, ohne jede Bedeutung“, so der Artikel.

Dass mir genau das einfiel, passt irgendwie auf kuriose Weise gleichermaßen zum Thema des Artikels und meiner Gedanken. Ich frage mich, ob wichtig und nicht wichtig so klar zu trennen sind und was genau es bedeuten soll, dass Träume etwas bedeuten – oder auch nicht.

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Vielfalt

Was ist Vielfalt? Ganz einfach: Das Gegenteil von Einfalt. Oder von Eintönigkeit. Also: bunt. Viele statt eines. Von was auch immer.

Wie ist Vielfalt? Gut. Schön. Schützenswert. Das scheint in einer (verhältnismäßig) liberalen Gesellschaft wie unserer (fast) selbstverständlich. Aber warum eigentlich?

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Grenzen

Pünktlich zum 25. Jubiläum des Mauerfalls fiel mir nun eine Postkarte wieder in die virtuellen Hände, die das Brandenburger Tor zeigt. Ein Freund hatte sie, zusammen mit anderen Kuriositäten, diesen Sommer in einem Trödelladen gekauft, während eines Sommerfestes auf dem Lande (der besagten Feierlichkeit mit der Feuergöttin). Die Postkarte lag mit einigen anderen auf dem Tisch in der Mitte des Hofes. Es dauerte nicht lange, bis die Karte Aufmerksamkeit auf sich zog und Fragen nach sich:

Von welcher Seite wurde das aufgenommen? Ach ja, von dort. Aber ist das nicht die falsche Seite? Müssten die Grenzsoldaten nicht auf der anderen stehen? Und war zu der Zeit, als es Grenzsoldaten gab, eine derartige Technik überhaupt möglich?

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BEEF!

BEEF!

Männer kochen anders.

Nein, ernsthaft: So lautet der Slogan eines neuen – sollen wir es so nennen? – Herrenmagazins. Das Foto entstand auf dem Leipziger Hauptbahnhof. Passend dazu läuft auf RTL Nitro („Fernsehen für Männer!“) die Pilotfolge zur gleichnamigen Sendung: „Beef! – Für Männer mit Geschmack“.

Das Motto ist klar: „Fleisch ist aller Freuden Anfang.“

Infotainment trifft auf Lifestyle-Magazin und den junggeblieben-dynamischen Moderator Steffen Wink, mit graumeliertem Haar (seine Frontlocke könnte locker mit Elvis mithalten), engem schwarzem Hemd und ebensolchen Blue Jeans mit Aufschlag. Es riecht nach Rockabilly, die Titelmelodie ist vom US-amerikanischen Bluesrock-Duo The Black Keys (Baujahr um 1980).

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